Fakten Dessau-Roßlau

Ausgewählte Kennzahlen

Stadtübergreifende Fakten zur Bevölkerungsentwicklung sowie zum Arbeits- und Wohnungsmarkt finden Sie unter "Idee und Konzept".

Bevölkerungsentwicklung

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Durch Geburtenrückgang und Abwanderung verlor die Stadt nach 1990 immer mehr Einwohner. Vor allem junge Menschen verließen die Stadt wegen fehlender Arbeits- und Zukunftsperspektiven. Inzwischen ist mehr als ein Drittel der Stadtbevölkerung über 65 Jahre alt, der Anteil von Kindern und Jugendlichen liegt nur noch bei ca. 13 Prozent. Seit 1989 sank die Einwohnerzahl Dessaus (damals noch ohne Roßlau) von ca. 100.000 auf 76.000, nach der Fusion mit Roßlau im Jahr 2007 zählte die Doppelstadt ca. 90.000 Einwohner. Dabei ist der Schrumpfungsprozess längst nicht gestoppt: Bis 2025 wird ein weiterer Bevölkerungsrückgang prognostiziert. Mit 19.023 hatte Roßlau 1950 die meisten Einwohner. Dessau hingegen hatte 1981 die meisten Einwohner: 103.194.

Gemeindegrenzen

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Durch die starke Suburbanisierung seit Beginn der 1990er-Jahre haben die Städte in erheblichem Maße Einwohner und Steuereinnahmen an die Gemeinden im Umland verloren. Um diese Verluste abzuschwächen wurden die Stadtflächen durch schrittweise Eingemeindungen zum Teil erheblich vergrößert.

Der farbig ausgefüllte Bereich stellt die Ausdehnung der Stadt im Jahr 1990 dar; die äußere Linie steht für die Grenze der Stadt 2010.

Wohnungsmarkt

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Ab 2002 begann in Dessau-Rosslau der Stadtumbau: Bislang wurden knapp 3.200 Wohnungen abgerissen. Prognosen zufolge werden in 10 Jahren nur noch 32.000 Wohnungen von den vorhandenen 47.000 benötigt. Wegen der starken Kriegszerstörung und des großflächigen Neuaufbaus zu DDR-Zeiten ist der Baubestand relativ jung: Mehr als die Hälfte aller Wohnungen wurde nach 1948 errichtet, vorwiegend in industrieller Bauweise. Bedingt durch diese bauliche Struktur befindet sich etwa die Hälfte der Wohnungen in städtischem bzw. genossenschaftlichem Besitz.

Eine Besonderheit in Dessau sind die im Zuge der Industrialisierung entstandenen Werkssiedlungen. Der Sanierungsstand differiert stark: weitgehend durchsanierten Bereichen stehen unsanierte oder von Verfall bedrohte Quartiere gegenüber.

Wohnungssituation in Dessau-Rosslau (Stand 2/2010):
Wohnungsbestand: 54.200
Wohnungsleerstand: 7.300
Leerstandsquote: 13 %
Wohnungsabriss seit 2001/02: 3.200

(Datengrundlage IfS-Stadtumbaumonitoring für das Jahr 2008, Stand 02/2010, evtl. abweichender Gebietsstand)

Unternehmen

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Nach 1989 begann in Dessau, wie in vielen ostdeutschen Industriezentren, ein gravierender Prozess der Deindustrialisierung. Binnen kurzem wurde dem Standort die wirtschaftliche Basis entzogen: Von 23.000 Industriearbeitsplätzen im Jahr 1989 war zehn Jahre später nur noch ein Fünftel vorhanden. Die Arbeitslosenquote erreichte 1999 den offiziellen Höchststand von 23,6 Prozent. Die Grafik veranschaulicht die Veränderungen in den Betriebsstrukturen: Große Industriekombinate mussten schließen und selbst dort, wo kleinere Nachfolgebetriebe bis heute produzieren, ist für oft deutlich gesteigerte Produktionszahlen nur noch ein Bruchteil der zuvor dort Beschäftigten notwendig.

Mittlerweile hat sich eine neue mittelständische Unternehmenslandschaft (u.a. Maschinenbau, Pharmaindustrie, Chemie) etabliert. Sie verzeichnet sogar eine steigende Produktivität, die jedoch nicht zu mehr Beschäftigung führte: 2005 lag die Arbeitslosenquote immer noch bei 20 Prozent. Angesichts des Nachwuchsmangels muss sich die Stadt auf eine weiterhin alternde Gesellschaft und ein Defizit an erwerbsfähigen Fachkräften einstellen. Zugleich flossen in den 1990er-Jahren viele Investitionen in den Ausbau der Infrastruktur – in der Hoffnung, Dessau als Industriezentrum wiederzubeleben. Zahlreiche neue Gewerbegebiete wurden entwickelt, der Flugplatz neu eröffnet. Mit dem Ausbau von Autobahnanschlüssen und Umgehungsstraßen hoffte man auf neue Unternehmensansiedlungen. Doch der Boom blieb aus.

Umzüge und Pendler

Bildschirmfoto Pendler und Umzüge

Zwischen 1993 und 1998 haben die ehemaligen ostdeutschen Städte bis zu 10 Prozent ihrer Bevölkerung an ihr direktes Umland verloren. Diese Suburbanisierung betraf in den 1990er-Jahren alle IBA-Städte. Gleichzeitig fand eine Abwanderung nach Westdeutschland statt, von der insbesondere die ehemaligen Industriezentren betroffen waren. Erst seit kurzem verzeichnen die Großstädte wieder kleine Wanderungsgewinne, vor allem durch Zuzüge aus Sachsen-Anhalt. Das besser ausgebaute Verkehrsnetz ermöglicht inzwischen immer längere Arbeitswege und die Anzahl der Berufspendler steigt.

Das interaktive Werkzeug "Umziehen und Pendeln" veranschaulicht diesen Themenkomplex für alle IBA-Städte.
Grafiken und Karten zeigen hier für Dessau-Roßlau und die anderen Städte die Bewegung von Umzügen und Berufspendlern im Vergleich verschiedener Jahre. Das Programm ist übersichtlich und leicht zu bedienen ­- intuitiv und interaktiv. Zum Starten klicken Sie einfach auf das Vorschaubild.

Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL), Leipzig 2010
Daten: Günter Herfert, Darstellung/ Programmierung: Sebastian Specht

Quellen für die statistischen Angaben: Raumbeobachtungssystem Sachsen-Anhalt (RABE); Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr Sachsen-Anhalt; Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt; Stadtentwicklungskonzept Dessau-Roßlau 2006; Statistik der DDR von 1989; www.iba-monitor.de; Stand 11/2009

Info: Dessau-Roßlau