Forschung für nachhaltige Sanierung

Interview mit Claudia Christina Hennrich

Claudia Christina Hennrich, Geschäftsführerin des Deutschen Fachwerkzentrums e. V.

Mit welchem Ziel wurde das Deutsche Fachwerkzentrum 2002 gegründet?

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Claudia Christina Hennrich: … um in Quedlinburg Projekte im Bereich der ökologischen Sanierung und Bauforschung mit überregionaler Wirksamkeit zu realisieren. Außerdem wollen wir Jugendliche im Rahmen der Jugendbauhütte und mit ausgewählten Seminaren an die Denkmalpflege heranführen. Workshops, Theorie- und Praxisseminare für Gruppen gehören ebenso zu unserem Angebot wie Bauherren-Beratungen für ökologisches Bauen.

Wie hat die IBA-Teilnahme Quedlinburgs die Arbeit des Zentrums beeinflusst?

Claudia Christina Hennrich: Sowohl direkt als auch indirekt. Landesbauminister Dr. Karl-Heinz Daehre, der Vorstandsmitglied im Fachwerkzentrum ist, brachte den Stein mit der Anfrage ins Rollen, welches unserer Projekte für die IBA geeignet ist. Wir konnten die Goldstraße 25 vorweisen. Bauherr war hier die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. 44 junge Leute aus Deutschland, Russland, Australien, England, Frankreich und Spanien schufen hier in einem historischen Fachwerkhaus mit nachhaltiger Sanierung sieben Ferienappartements. Durch die IBA schließt sich an dieses nun vollendete Projekt die Sanierung des Klopstock-Gartenhauses und des Schlossbergs 11 an. Ob dieser Anschluss ohne IBA so gut geklappt hätte, weiß ich nicht.

Bei den historischen Gebäuden ist ja häufig die Nutzung ein Problem …

Claudia Christina Hennrich: … das in diesem Fall gelöst ist. Schlossberg 11 ist das Vorderhaus der Lyonel-Feininger-Galerie und im Besitz der Stiftung Moritzburg in Halle. Hier entstehen Wohnungen für junge Künstler, auch für Stipendiaten, und im Seitenflügel Ateliers. Wir wollen auch hier, wie in der Goldstraße, mit jungen Leuten aus der Jugendbauhütte und den Lehrlingen des Fachwerkzentrums nachhaltig und qualitativ hochwertig sanieren.

Problematisch ist es oft, nicht nur hochwertig, sondern denkmalgerecht zu sanieren und dabei heutigen Anforderungen gerecht zu werden. Allein die Dämmung ist ja eine große Herausforderung …

Claudia Christina Hennrich: … der sich das Deutsche Fachwerkzentrum explizit stellt. Es gehört zu unseren Arbeitsschwerpunkten, hier Lösungen zu finden. Mit dem Modellvorhaben „Ökologisches Pilotprojekt unter wissenschaftlicher Begleitung“ in der Langen Gasse 7 haben wir uns Fragen zugewandt wie: Ist der Einsatz neuer Materialien und Technologien im Denkmalbereich verträglich? Auf die Frage, ob Umwelt- und Denkmalschutz vereinbar sind, sagen wir: Sie bedingen sich gegenseitig.

Wie gingen Sie konkret vor?

Claudia Christina Hennrich: Die Lange Gasse 7 ist ein Mietshaus, das ganz „normal“ saniert wurde. Aber in jeder Wohnung wurde eine andere Innendämmung mit unterschiedlichen Heizsystemen eingebaut. Fünf Jahre lang beobachten wir mit bauphysikalischen Messungen, was sich wie bewährt und haben auch die Kosten im Blick. Das Projekt ist eines unserer Forschungsvorhaben.

Ziehen künftige Bauherren aus Ihren Forschungen Nutzen?

Claudia Christina Hennrich: Ja, wir entwickeln einen Leitfaden. Die Innendämmung ist ein besonderer Schwerpunkt. Weitere sind die Sanierung der Fachwerkkonstruktion, die Gefachausmauerung, Farbsysteme und die Restaurierung der Fenster und Türen. Zu unseren Projekten gehört auch die Analyse von Bauschäden in sanierten Häusern, ein Projekt, das uns die IBA ermöglichte. Ein nächstes Projekt bildet die Erarbeitung modellhafter Sanierungsempfehlungen, allerdings nicht für Quedlinburg, sondern für Osterwieck. Die überregionale Ausstrahlung gehört ja zu unseren Zielen.

Sie hatten auch einen indirekten Einfluss der IBA auf die Arbeit des Deutschen Fachwerkzentrums erwähnt …

Claudia Christina Hennrich: Die IBA bietet unseren Projekten ein großes Forum und den Austausch mit vielen anderen, die sich mit der Sanierung von Denkmalen befassen. Das Fachwerkzentrum kann mit dem landesweiten Auftritt umfangreicher kommunizieren. Insgesamt, finde ich, hat die IBA wichtige Impulse gegeben und schlummernde Dinge geweckt. Ich bin auf die Abschlusspräsentation 2010 sehr gespannt.

Info: Quedlinburg