Methoden

Arbeitsweisen der IBA Stadtumbau 2010

Städte und Regionen, die Entwicklung ohne Wachstum steuern wollen, brauchen flexible Konzeptionen und dynamische Umsetzungsstrategien. Gleichzeitig stehen Ressourcen – und damit auch die Gelegenheiten für Projekte – nur begrenzt zur Verfügung. Schrumpfung relativiert das Gewicht von Planungen und Projekten zugunsten der eher situativen Gestaltungskraft von Prozessen.

Vielerorts wurde daher eine Prozesskultur erprobt, zu der auch die Vermittlung von Themen und Projekten durch künstlerische und kulturelle Aktionen gehörte. Politik, Planung und ihre Kooperationspartner haben damit kommunale Gestaltungsspielräume erweitert oder auch erst gewonnen. Unter den restriktiven Bedingungen der Schrumpfung, zu denen vor allem die Armut der öffentlichen Haushalte zählt, öffneten sich für den Stadtumbau vor Ort zum Teil unerwartete Perspektiven und neue Steuerungsmöglichkeiten. Im besten Fall gelingen den Städten und ihren Akteuren damit Prozesse der Selbstmotivation. Selbstmotivation aber könnte zum wichtigsten „Projekt“ werden, wenn das „Weniger“ Zukunft ist.

Darstellung der Arbeitsweisen in Comiczeichnungen

Als Experiment war die IBA Stadtumbau 2010 eher prozess- als objektorientiert. Nicht allein das finale Ziel bestimmte dabei die Arbeit, sondern das Wesentliche entwickelte sich erst mit der Zeit. Gerade zu Anfang war das Vorgehen weitgehend ergebnisoffen. Gut nachvollziehen lässt sich dieser prozesshafte Charakter der IBA in den Comics, die zu einer Reihe von Projekten entstanden sind. Sie beschreiben Arbeitsweisen, aber auch die zum Teil langwierigen Konflikte zwischen Bürgern und Planern, die es auszutragen galt. 
Die Comics können Sie auf dieser Seite anschauen. Klicken Sie dazu auf die Bilder in der rechten Randspalte, dann öffnet sich die Darstellung in Bildschirmgröße.

Methode: Vernetzung von Akteuren

In von Schrumpfung gezeichneten Regionen stehen die klassischen Initiatoren auf dem Gebiet der Stadtentwicklung – finanzstarke Kommunen und private Investoren – nicht zur Verfügung. Nur durch die Bündelung der lokalen Kräfte mit ihren jeweils begrenzten Ressourcen, gepaart mit der notwendigen kritischen Energie, ist Stadtgestaltung hier noch gezielt möglich. Insofern besteht die Kunst darin, gerade aufgrund der Knappheit der zur Verfügung stehenden Mittel, neue Partner für den Stadtumbau zu gewinnen und deren Potenzial durch eine gezielte Vernetzung zu entfalten. Akteure für solche Netzwerke sind neben den staatlichen Institutionen und Einrichtungen die Privatwirtschaft, die Bürgerschaft in unterschiedlichen Ausformungen, verschiedenste soziale und kulturelle Initiativen und Projekte, kirchliche Träger und Einrichtungen der Wohlfahrt.

Methode: Vermittlung

Stadtumbau in schrumpfenden Städten ist ein Prozess, der auf Konsensbildung und Partizipationsprozesse angewiesen ist. Wichtige strategische Elemente in den planerischen Handlungsverläufen sind dabei Kommunikation und Vermittlung. Die IBA Stadtumbau 2010 hat einen offenen Planungsprozess befördert, der durch öffentliche Kommunikation begleitet wurde.

Gerade bei informellen Planungen, die für Stadtumbauprojekte typisch sind, sind neue Kooperationsformen und neue Allianzen der handelnden Akteure unverzichtbar. Von Anfang an muss man auf Bürger zugehen und mit ihnen die Planungen besprechen, ihre Beteiligung hilft einerseits bei der Ideenfindung und schafft andererseits Akzeptanz für die notwendigen Veränderungen, da die Möglichkeit der Mitsprache auch als Lebensqualität empfunden wird. So entsteht ein neues Selbstverständnis des Planens, das dialog- und prozessorientiert ausgerichtet ist.

Methode: Coaching

Gestaltung unter Bedingungen der Schrumpfung bedeutet die Suche nach kreativen Konzepten, die nachhaltig realisiert und gepflegt werden können. Vorhandene Ressourcen müssen dabei lokalisiert und verknüpft, Verwaltungsstrukturen besser vernetzt, ortsansässige Institutionen motiviert und gezielt weitere Beratung von außen hinzugeholt werden. Jede Stadt wurde daher von Anfang an von einem Mitarbeiter des IBA-Büros betreut, der zu einem permanenten Mitspieler im lokalen Stadtumbau-Team wurde.

Das Coaching der IBA unterstützte vor allem die Profilierung der städtischen Arbeitsstrukturen vor Ort und die Vernetzung von lokalem Wissen mit externem Know-how. Die Beratung durch das IBA-Büro hat den Städten neue Sichtweisen auf ihre Probleme und Potenziale erlaubt. Mit Hilfe des externen Know-hows wurden in den Städten Türen geöffnet und frische Ideen hereingelassen. Ohne das lokale Know-how wiederum wäre es nie zur Tragfähigkeit und Umsetzung der Ideen gekommen. Dieser gemeinsame Lern- und Abstimmungsprozess führt zu Möglichkeiten der Gestaltung der Schrumpfung.

Methode: Integration

„Vernetzung und Integration“ sind zwei Schwerpunktthemen der IBA Stadtumbau 2010, die von mehreren Städten auf unterschiedliche Weise interpretiert und bearbeitet wurden. Die Bandbreite reichte von infrastruktureller, administrativer und organisatorischer Vernetzung über soziale Integration unterschiedlicher Milieus bis zur baulich-räumlichen Integration.

Ein Leitmotiv war dabei die Frage, wie Kommunen angesichts massiver Transformation und Schrumpfung ihre existentielle Grundlage und ihre Handlungsfähigkeit bewahren können. Wie sie durch die gemeinsame Nutzung von Ressourcen im Wettbewerb der Städte bestehen können. An die Stelle des Konkurrenzprinzips tritt ein Solidarprinzip, um schwächere Ortsteile aufzufangen, schrumpfende Regionen neu zu organisieren und effektivere Strukturen zu schaffen.

Dabei geht es einerseits um Schwerpunkte der Entwicklung, andererseits um das künftige gesamtstädtische Raumbild. Dieser Prozess birgt eine Fülle von Aufgaben: Zusammenführung bisheriger Parallelstrukturen, Anpassung der Infrastruktur, effiziente gesamtstädtische Verwaltung und Steuerung, Entwicklung gemeinsamer Ziele und Schwerpunkte.

Comic: "Dessau-Roßlau. Vom Pixel zur Fläche", Ulli Lust, 2010

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Comic: "Sangerhausen: Wir: Vom Revier zum Quartier", Kai Pfeffer, 2010

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Comic: "Bernburg: Alle unter einem Dach", Thomas Gilke, 2010

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Comic: "Aschersleben und die Geburt der IBA", Ulli Lust, 2010

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