Schönebeck ist die Stadt der Aktionen

Interview mit Antje Müller

„Interesse und Mitwirken der Bürger ist für die Stadtentwicklung zwingend notwendig.“
Antje Müller, IBA-Koordinatorin der Stadt

Schönebeck nimmt erst seit 2008 am IBA-Prozess teil. Woher nahmen Sie den Mut, so kurzfristig einzusteigen?

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Antje Müller: Schönebeck hatte sich bereits 2003 als IBA-Stadt beworben und 2007 die Bewerbung als Korrespondenzstandort zu Magdeburg mit dem Bezug zur Elbe oder zu Dessau mit dem Thema der landschaftlichen Zonen erneuert. Der Lenkungsausschuss entschied sich dann im Juni 2008 für Schönebeck als eigenständigen Standort mit dem Thema „Siebzehnhundertvierundsiebzig“. Wir sehen die IBA als Chance, Schönebeck zu entwickeln, wie es ohne IBA nicht möglich wäre.

Das Thema „Siebzehnhundertvierundsiebzig“ leitet sich aber nicht aus der Lage an der Elbe oder aus landschaftsgestalterischen Überlegungen ab …

Antje Müller: …, sondern aus der Stadtstruktur mit den drei Kolonistenstraßen, die die drei Ortskerne verbinden und jedem beim Blick auf den Stadtplan auffallen. Diese Figur ist das Grundgerüst für das Bild der „atmenden Stadt“, die bisher Auf- und Abschwünge in der Entwicklung verkraften konnte. Wir wollen mit Hilfe der IBA die Ortskerne stärken, die Industrie- und Gewerbebrachen renaturieren und wieder nutzbar machen sowie ein Konzept für den Umgang mit brachfallenden Kleingartenanlagen erarbeiten.

Was können Sie im Jahr 2010 vorweisen?

Antje Müller: Schönebeck ist die Stadt der Aktionen. Es fanden Frühjahrsspaziergänge und Herbstgespräche statt. Damit wollten wir die Altstadt mehr in das Bewusstsein der Schönebecker rücken. Dabei geht es auch um eine neue Identifikation. 2010 soll in der Steinstraße im IBA-Laden unsere IBA-Ausstellung eröffnet werden. Die Steinstraße selbst, in der Altstadt gelegen, gehört zu den IBA-Projekten. Ihre großen Lücken wollen wir als Parzellenpark gestalten, indem wir durch Heckenpflanzungen die historischen Parzellen markieren und die Brachen durch verschiedenfarbige Blumeneinsaaten, Obstbäume und Bänke aufwerten. Wir wollen mit dieser Zwischennutzung Bauherren für das Quartier, für die Altstadt insgesamt interessieren. Dafür planen wir unter anderem für den 18. April einen Stadtlauf.

Was hat ein Stadtlauf mit Stadtentwicklung zu tun?

Antje Müller: Der Lauf, den wir uns als jährlich wiederkehrendes Volksfest vorstellen, soll auf den drei Kolonistenstraßen absolviert werden und die drei Ortskerne Bad Salzelmen, Frohse und Schönebeck verbinden. Damit hoffen wir, mehr Interesse der Ortsteilbewohner für die Gesamtstadt zu wecken – das Interesse und Mitwirken der Bürger ist für die Stadtentwicklung zwingend notwendig.

Der Lauf allein wird die Schönebecker wohl kaum motivieren, sich zu engagieren. Welche Partner haben Sie?

Antje Müller: Neben engagierten Bürgern, die in Eigeninitiative etwas bewegen – wie am Elbtor – haben wir die städtische Wohnungsbaugesellschaft, den Kreisverband der Gartenfreunde, für den Lauf die Schulen und Sportvereine. Es gibt in Schönebeck die Bürgerinitiative „Rettet die Altstadt“, die auch im Stadtrat vertreten ist. Einbezogen in den IBA-Prozess und in die Stadtentwicklung sind die Bürger durch die Präsentationen im IBA-Laden, vor allem aber durch unsere Frühjahrsspaziergänge und die Herbstgespräche.

Wie beeinflusst die IBA über das Jahr 2010 hinaus die Stadtentwicklung?

Antje Müller: Wir haben lange etwas von der IBA. Die Salineinsel wollen wir ab 2011 als Erholungsraum renaturieren und aufwerten. Ab 2013 steht der Rübenverladeplatz im Fokus der Aufmerksamkeit. Die Umstrukturierung der Kleingartenanlagen ist ein Prozess über Jahrzehnte, parallel zur Bevölkerungsentwicklung.

Und die themenstiftenden Kolonistenstraßen?

Antje Müller: Bei der Friedrich- und der Wilhelm-Hellge-Straße besteht weniger Handlungsbedarf, aber die Geschwister-Scholl-Straße ist unser Sorgenkind. Sie verbindet Frohse und Schönebeck und muss viel Verkehr, vor allem viel Schwerlastverkehr, aushalten. Hier können wir erst etwas ändern, wenn die Umgehungsstraße fertig ist. Wenn die Stadt die Straße erneuert und begrünt, ziehen hoffentlich die Anlieger nach und bringen die Häuser in Ordnung.

Info: Schönebeck (Elbe)