Bildung als harter Standortfaktor

Fragen an Dieter Schörken

Dieter Schörken, Medizinisches Bildungszentrum GmbH

Was war Ihr schönstes IBA-Erlebnis?

In der vordergründigen Betrachtung ist das Projekt IBA ausgerichtet auf die städtebauliche und architektonische Fortschreibung der beteiligten Städte und Regionen des Landes. Doch Stadtumbau ist mehr als nur die Wahrnehmung von Häusern, Straßen, Wegen und Plätzen und der Gründerzeit. Es sind auch die Menschen, die das Land prägen. Insofern hat es mich persönlich sehr gefreut, dass ich bereits vor einem halben Jahr danach gefragt wurde, ob ich mich im Rahmen des IBA – Projekts an einer bildungspolitischen Diskussion beteilige zum Thema „Bildung und Wirtschaft“. Bildung ist nicht nur ein Angebot an die Bürgerinnen und Bürger des Landes, sonder Standortfaktor, kein „weicher“, wie die Wirtschaftsförderer sagen, sondern ein „harter“ von existenzieller Bedeutung. Es war ein schönes Erlebnis, in einer konstruktiven Runde mit engagierten Persönlichkeiten der Stadt über die regionale Bildungspolitik sprechen zu können.

Was hat Sie im Zusammenhang mit der IBA am meisten überrascht?

„Willkommen im Land der Frühaufsteher“! So empfängt das Bundesland Sachsen-Anhalt an der Autobahn jeden, der in das Land einreist. Es ist zu einfach, das Land mit seinen Bürgerinnen und Bürger auf das frühe Aufstehen zu reduzieren. Sachsen-Anhalt ist das Land der Historie, der Religionsgeschichte, der Literatur, der Musik und nicht zu vergessen das Land, in dem die reichhaltige Kultur auch die Stadtgestaltung geprägt hat. Es ist für mich kein Zufall, dass das Überdenken des jetzigen Willkommensgrußes zeitgleich mit der Internationalen Bauausstellung Stadtumbau Sachsen-Anhalt 2010 erfolgt. Es ist möglicherweise schon ein Erfolg aus den landesweiten Projekten zum Stadtumbau, die die Wahrnehmungsfähigkeit aller Beteiligten geschärft hat: Wir können in unserem Bundesland mehr, als nur früh aufstehen.

Was sollten IBA-Besucher in Ihrer Stadt unbedingt sehen?

Wenn man neu in einer Stadt ist, und das darf ich nach gut einem Jahr noch sagen, dann hat man möglicherweise einen anderen Blick auf eine Stadt als die langjährigen Einwohnerinnen und Einwohner. Wenn ich Besuch empfange und die Stadt mit all ihren Facetten zeigen möchte, mache ich einen Rundgang über den Markt mit der Kirche und dem Rathaus. Die sanierten barocken Häuser lassen erahnen, wie schön die Stadt werden wird, wenn die Sanierung eines Tages abgeschlossen und die Innenstadt mit Leben gefüllt sein wird. Im Anschluss ist die Schlossgasse mit einem Rundgang um das Schloss ebenso ein Muss wie der Blick vom Ende der Karl-Liebknecht-Straße auf die Stadt. Wir setzen uns dann gemeinsam auf die alte Mauer und lassen den herrlichen Blick schweigend auf uns wirken. Es ist schön, dass die IBA diese Wahrnehmung fördert.

Welchen "Geheimtipp" haben Sie für IBA-Besucher in Ihrer Stadt?

Wenn wir eine Stadt besuchen, die Austragungsort beispielsweise einer Landes-  oder Bundesgartenschau ist, dann finden wir ein eingezäuntes Areal vor, das gezielt, ohne es reduzieren zu wollen, nur ein Thema anbietet.
Hingegen ist das Thema der IBA vielfältig, sowohl thematisch als auch regional. Ich empfehle den IBA-Besuchern, das gelungene Prospektmaterial der IBA zur Hand zu nehmen und gezielt die einzelnen Projekte durch eine Besichtigung „vor Ort“ nicht nur wahrzunehmen, sondern inhaltlich zu verarbeiten. Es lohnt sich nicht nur in Weißenfels, sondern auch an den anderen IBA-Standorten. Mein „Geheimtipp“ ist insofern nicht ein einzelner Hinweis, sondern die Besichtigung der gesamten Innenstadt. Wie heißt es so schön auf der Homepage des Medizinischen Bildungszentrums: „Lassen Sie sich inspirieren durch einen Spaziergang vorbei an den vielen denkmalgeschützten Häusern. Erleben Sie in Ihrer Fantasie, wie in frühen Zeiten Bach und Händel dort musikalisch wirkten.“

Info: Weißenfels